Ski-Karriere

1983 …

Heimat Aletschgebiet Fiesch

Daniel Albrecht wird 1983 im Oberwalliser Dorf Fiesch geboren. Er wächst auf der Fiescheralp auf, unmittelbar am Pistenrand des Skigebiets «Kühboden», wo seine Eltern ein Bergrestaurant führen. Bereits als 2-Jähriger steht Daniel regelmässig auf den Brettern, die später sein Schicksal bestimmen werden. Da es noch keine professionellen Skischulen und Trainingsmöglichkeiten in Fiesch gibt, trainiert der junge Dani auf eigene Faust und verbringt jede freie Minute im weissen Element. Dass er überdurchschnittlich viel Talent und einen eisernen Willen besitzt, war schon damals offensichtlich.

bis 2006

Kindheit und Jugend

Als 14-Jähriger beginnt Daniel seine Ausbildung im renommierten «Schigymnasium» in Stams im Tirol, wo er sportlich auf höchstem Niveau gefordert und ausgebildet wird.

Kaum hat Dani seine Ausbildung in Stams beendet, wird er 2003 mit 3 Gold- und einer Silbermedaille zu einem der erfolgreichsten Athleten in der Geschichte der Junioren-Weltmeisterschaften. In der Saison 2002/03 bestreitet er sein erstes Weltcuprennen und kündigt bald darauf an: «2007 werde ich Weltmeister!» 2006 nimmt er an Olympischen Spielen teil und verpasst mit einem ausgezeichneten 4. Rang in der Super-Kombination nur knapp einen Podestplatz.

2007 - 2009

Die grossen Erfolge

Wie er es selbst angekündigt hat, wird Daniel 2007 mit 23 tatsächlich Weltmeister in Åre (SWE)! Er gewinnt Gold in der Super-Kombination und komplettiert seine herausragende Leistung mit Silber im Riesenslalom und Bronze im Teamwettbewerb. Als einziger Athlet fährt Dani von den Weltmeisterschaften mit einem vollständigen Medaillensatz nach Hause. Beim Saisonfinale auf der Lenzerheide steht er schliesslich erstmals auf einem Weltcup-Podest: Er holt Silber in der Abfahrt! Lediglich 5 Hundertstel fehlten zu seinem ersten Weltcup-Sieg.

Noch im gleichen Jahr, aber in der folgenden Saison (2007/08), bestätigt Dani in Beaver Creek (USA) endgültig und eindrücklich, dass er zur absoluten Weltspitze gehört: Er gewinnt sein erstes Weltcuprennen (Super-Kombination) und fügt nur wenige Tage danach seinen zweiten Sieg (Riesenslalom) hinzu. Es folgen die Schweizer-Klassiker in Adelboden und Wengen: 2. Platz im Riesenslalom in Adelboden und in der Super-Kombination in Wengen. Zum Saisonabschluss erreicht er in Bormio (ITA) mit dem 2. Platz sein bisher bestes Slalomergebnis und setzt damit einen grossartigen Schlusspunkt!

In der Saison 2008/09 fährt Daniel im ersten Rennen der Saison bereits aufs Siegertreppchen! Sieg im Auftakt-Riesenslalom auf dem Rettenbach-Gletscher in Sölden (AUT)! Nach kleineren Unsicherheiten, die sich seit den Überseerennen eingeschlichen hatten, fängt er sich kurz vor Weihnachten wieder und siegt in Alta Badia (ITA). Er gewinnt den Riesenslalom auf der anspruchsvollen Gran Risa und verbucht somit seinen 4. Sieg im Weltcup.

2009 / 2010

Unfall und Rehabilitation

Als technisch hervorragender Allrounder und aktueller Leader in der Riesenslalom-Wertung, gilt Daniel 2008/09 als heisser Anwärter auf den begehrten Gesamtweltcupsieg. Sein nächstes Ziel: Der Sieg auf der legendären Streif in Kitzbühel (AUT), eine der technisch schwierigsten und physisch anspruchsvollsten Abfahrten überhaupt. Als er beim zweiten Abfahrtstraining mit Bestzeit auf den Zielsprung zufährt, rückt dieses Ziel in greifbare Nähe. Dieser Moment verändert alles.

Mit 140 km/h hebt Dani ab, fliegt rund 70 Meter durch die Luft und knallt aus 5 Metern Höhe ungebremst und Kopf voran auf die eisharte Piste. Er verliert sofort das Bewusstsein und verletzt sich lebensgefährlich. Diagnose: Schweres Schädel-Hirn-Trauma mit diversen Rissen und Einblutungen und eine massive Lungenquetschung. Aufgrund der lebensbedrohlichen Verletzungen entscheidet das Ärzteteam auf der traumatologischen Intensivstation der Universitätsklinik Innsbruck, ihn für unbestimmte Zeit in einen künstlichen Tiefschlaf zu versetzen.

Über 3 Wochen liegt Dani im Koma. Anschliessend wird er ins Inselspital nach Bern verlegt, wo er eine weitere Woche auf der Intensivstation betreut und später in die Reha-Abteilung des Inselspitals verlegt wird. Dort erlernt er sowohl im physischen als auch im psychischen Bereich Schritt für Schritt alle Fähigkeiten neu, die er durch die Hirnverletzung und die lange Zeit im Koma verloren hat.

Schon zu Beginn der mehrmonatigen Reha wird klar: Daniel lässt sich durch diesen Schicksalsschlag nicht entmutigen. Mit einem grossen Ziel vor Augen – die Rückkehr in den Skiweltcup – nimmt er den langen Weg zurück in Angriff. Das langwierige, zeitintensive Aufbautraining für den Weltcup erweist sich als die beste Therapie überhaupt.

2010

Comeback-Rennen Beaver Creek

Am 5. Dezember 2010, mehr als 22 Monate nach seinen schweren Verletzungen, schafft Daniel das scheinbar Unmögliche: Er bestreitet sein erstes Weltcup-Rennen und erzielt beim Riesenslalom von Beaver Creek (USA) den sensationellen 21. Platz. Damit überrascht er viele Kritiker, die ihm den Weg zurück in den Weltcup nicht zugetraut hätten. Vor allem aber belohnt er mit dem Ergebnis sich selbst: «Nach meinen schweren Verletzungen in einem Weltcuprennen wieder in die Top 30 zu fahren, ist eine für Aussenstehende unermessliche Leistung. Dieser Erfolg bedeutet mir weit mehr als mein Weltmeistertitel. Ein 21. Platz – wichtiger und grösser als alles, was ich sonst in meinem Leben erreicht habe.»

2011/2012

Patient im Spitzensport

Der Fahrplan steht fest: Aus neurologischer Sicht muss Daniel möglichst schnell und möglichst früh neue Rennerfahrungen sammeln. Gleichzeitig ist klar, dass es mehrere Jahre dauern wird, bis sich sein Hirn soweit erholt hat, um ein normales Trainingspensum zu absolvieren. Seine eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und die ausgeprägte Müdigkeit machen es Dani fast unmöglich, den hohen Anforderungen als Sportler und öffentliche Person gerecht zu werden. Es fehlt ihm die notwendige Konstanz, um regelmässig in die Top 30 zu fahren. Gleichzeitig steht er unter grossem Zeitdruck, möglichst schnell Punkte zu sammeln, um Startplatz und Kaderstatus zu sichern.

Sein Körper kann diesem enormen Druck langfristig nicht standhalten: Am 22. November 2012 verletzt sich Daniel im Training zur Weltcupabfahrt in Lake Louise (CAN) und zieht sich eine Kniescheibenluxation und einen Riss des Innenbandes im linken Knie zu. Er nimmt das Aufbautraining nochmals in Angriff, erkennt aber, dass er die für den Spitzensport notwendige Begeisterung und Hartnäckigkeit nicht mehr aufbringen kann.

2013

Rücktritt von der Ski-Karriere

Am 6. Oktober 2013 gibt der inzwischen 30-jährige Daniel Albrecht nach 138 Weltcup-Rennen sein Karriereende bekannt. Er zieht Fazit:

«Für kurze Zeit konnte ich der Welt zeigen, was in mir steckt. Ich habe internationale Erfolge gefeiert – viele meiner Kollegen hatten nicht so viel Glück. Auch mich hat das Schicksal hart getroffen. Trotzdem bin ich wieder aufgestanden und habe das Unmögliche versucht. Das Comeback war die beste Therapie überhaupt. Ich weiss nicht, ob ich heute hier stehen würde, wäre ich diesen schwierigen Weg nicht gegangen.

Ich bin glücklich. Weit glücklicher, als wenn ich einfach im Spitalbett aufgegeben hätte. Heute stehe ich als Mensch vor euch, der wieder selbstständig und erfolgreich seinen Alltag meistern kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür habe ich jahrelang hart gekämpft und wurde belohnt.»